Hans von Rudolphi

2. Juli 1884 – 6. Mai 1944

 

 

Hans von Rudolphi wurde am 2. Juli 1884 in Halle an der Saale in Sachsen – Anhalt geboren. Wie bei vielen anderen bekannten Philatelisten auch, sind die biographischen Daten nur sehr lückenhaft überliefert.

 

Von Rudolphis Vater ist Offizier gewesen; er selbst ging nach dem Schulbesuch 1902 auch zum Militär und schlug die Offizierslaufbahn ein. Er brachte es bis zum Major. Im Februar 1920 wurde er aus dem Reichsheer verabschiedet. Zu dieser Zeit war er Verwaltungsdirektor der Geschützgießerei in Spandau bei Berlin. Bis 1925 war er bei den Deutschen Werken A. G., dem Nachfolgebetrieb der Geschützgießerei, beschäftigt. Er verlor seinen Arbeitsplatz dort nach einer Umorganisation im Unternehmen. Danach gab er Musikstunden.

 

Philatelistisch war er im Briefmarkensammlerverein „Mars“ organisiert; mit ihm zahlreiche ehemalige Reichsheer – Angehörige. Er war dort wie auch im Dachverband Pfeiler Berlin des Bundes Deutscher Philatelistenverbände im In – und Auslande tätig. Für beide Organisationen sind von ihm Einladungen zu Sitzungen erhalten geblieben.

 

So lange Rudolphi in Berlin lebte, wohnte er in Berlin – Spandau, in der Seegefelder Str., nahe dem Bahnhof und dem Rathaus dieses Bezirkes; das Berliner Telefonbuch verzeichnete für ihn bis 1935 die Hausnummer 10 und ab 1936 die Hausnummer 22. Das ist auf eine Umnummerierung zurückzuführen.

 

Wahrscheinlich im Mai 1929 wurde er Leiter der Geschäftsstelle der philatelistischen Weltausstellung IPOSTA, die 1930 in Berlin stattfand. In dieser Funktion war er der Organisator der laufenden Geschäfte, gehörte dem Arbeitsausschuss an und war dessen Schriftführer. Was sein Ansehen in der philatelistischen Welt förderte, war seine Tätigkeit für die Zusammenstellung der Objekte für diese Ausstellung. Auf diese Weise gewann er zahlreiche Bekannte unter renommierten Philatelisten aus aller Welt. Diese Tätigkeit endete im Dezember 1930.

 

Konsequenz der mit der IPOSTA gewonnenen Kontakte und seines so gefestigten Ansehens war die Berufung in zahlreiche Preisgerichte bei internationalen Ausstellungen: beispielsweise der PEXIP in Paris 1937 und der PRAGA in Prag 1938.

 

Bei der Gründung des Verbandes Berlin des Bundes Deutscher Philatelisten im In – und Auslande am 14. Dezember 1933 . – der Pfeiler Berlin und der Berolina – Ring taten sich zusammen - wurde von Rudolphi zum Schriftführer gewählt, war also auch hier wieder Vorstandsmitglied.

 

Auf dem Bundestag in Danzig 1934 wurde Rudolphi Leiter der Bundesstelle für Propaganda, die er selbst vorgeschlagen hatte einzurichten – gleichsam als Begleitinstrument zur Realisierung seines als Öffentlichkeitsarbeit begriffenen Vorschlages, einen Tag des Briefmarkensammlers einzuführen. Als Prof. Dr. Erich Stenger als „Verbandsführer“ des Landesverbandes Berlin zurückgetreten war, wurde von Rudolphi am 13. Januar 1935 sein Nachfolger. Der Verband war einer der wesentlichen Träger der Gründung des Reichsverbandes der Philatelisten im Januar 1936 in Berlin, für dessen feierliche Begleitung die inzwischen zum Tag der Briefmarke modifizierte Idee Rudolphis sorgte. Das Amt des Propaganda – Leiters hat er aber 1936 aufgegeben, als er in Lauenstein auf dem Bundestag 1936 des neuen Verbandes zum Leiter der Bundesstelle für Wissenschaftliche Philatelie bestimmt wurde. Das blieb er bis der Reichsbund der Philatelisten unter Ernst Overmann 1941 umorganisiert worden ist. Danach war er unter der Leitung von Gustav Kobold dem Aufgabenkreis 4 zugeordnet, und zwar mit der Reichsbundesstelle „Handbuch der Briefmarkenkunde“.

 

Mit der Bearbeitung dieser Fortführung des Kohl – Handbuches war er 1938 auf dem Bundestag in Bremen beauftragt worden. Der bisherige Bearbeiter, Dr. Herbert Munk, hatte aus Deutschland vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten fliehen müssen - einer der jüdischen Emigranten aus der Berliner Philatelie. (Noch beim alten Bund war Rudolphi gemeinsam mit Eugen Harry Simader und Carl Lindenberg in die Katalog – Kommission gewählt worden.)

 

Von Rudolphi war ein viel beschäftigter philatelistischer Autor – viel spricht dafür, dass er von der Philatelie gelebt hat. Zwischenzeitlich war er Pressewart des 1936 gegründeten RdP gewesen, von Januar 1937 bis zur Einstellung des Blattes war er Kolumnist in der „Post“, die als Organ der Berliner Philatelisten groß geworden war, und schrieb Monat für Monat „Rund um die Briefmarke“, er war Mitarbeiter der Deutschen Briefmarken – Zeitung und firmierte von Oktober 1940 an als Hauptschriftleiter der Zeitschrift „Der Deutsche Sammler“, bis dieses Blatt ein Jahr später, im Oktober 1941, mit der DBZ fusionierte.

 

Im Jahre 1943, zum Tag der Briefmarke, wurde Hans von Rudolphi die Hans - Wagner - Medaille, die eigentlich schon 1938 zu vergeben gewesen wäre, verliehen. Die Begründung: " Die Auszeichnung für 1938 erhielt Major a. D. Hans von R u d o l p h i, Berlin, der vor zehn Jahren in einer Denkschrift die Anregung zum Tag der Briefmarke gab und der sich in langjähriger Arbeit, besonders auch als Herausgeber des Handbuches der Briefmarkenkunde große Verdienste um die Philatelie erwarb."

 

Bei einem Bombenangriff im Jahre 1943 wurde das Haus, in dem die Rudolphis wohnten, beschädigt. Seine Frau zog in in ihre Heimatstadt Lutherstadt Wittenberg. Er, schon schwer krank, begab sich in die Universitätsklinik Halle-Wittenberg; dort starb er am 6. Mai 1944 an Darmkrebs.

 

Quelle:

Viele der hier wiedergegebenen Daten stammen aus dem Werk von Hans Meyer: Die Philatelie im „Dritten Reich“. Die Organisationen der Sammler und Händler 1933 – 1945; o. O. 2006. Für diese Werk hat sein Autor auf der LIPSIA 2007 die höchste Auszeichnung erreicht: Groß – Gold.

Dieser Text basiert daneben auf unveröffentlichten Manuskripten von Frank Neuschaefer, Sindelfingen, über von Rudolphi und die Entwicklung des Tages der Briefmarke, die auch Meyer (siehe S. 13) nutzen konnte. 

 

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