Der Lindauer Bote

 

(hs - 1. Januar 2014) Das Motiv des Sonderpostwertzeichens zum Tag der Briefmarke 2014 in Deutschland ist der „Lindauer Bote“. Lindauer Boten gab es seit dem Ende des Mittelalters unter anderem in bayrisch-schwäbischen, oberschwäbischen, fränkischen sowie Allgäuer und Schweizer Städten. Sie transportierten Brief-Post von und nach der ehemaligen Reichsstadt Lindau (das war sie bis zum Jahre 1803), die diesen Dienst auch organisiert hat. Boten-Dienste wie in Lindau gab es damals in vielen Städten. Lindauer Bote war eine Berufsbezeichnung und der Name eines Beförderungsdienstes der Stadt Lindau.

 

Mit der Marke wird aber nur an einen der vielen besonderen historischen Transport-Dienste Lindauer Bote erinnert, der von Lindau bei schönem Wetter über die damals rund 350 km in fünfeinhalb Tagen nach Mailand führte und der Waren, Geld, immer mehr den Handelsverkehr betreffende Brief-Post wie Fracht- und Kaufmannsbriefe (Avisos) und später dann auch Personen beförderte. Bei Schnee und Eis dauerte die Tour über die Alpen elf Tage und mehr. Gegenden von Deutschland, Österreich, Liechtenstein, der Schweiz und Italien wurden durchquert – und diese Länder, außer Italien, beteiligen sich 2014 auch an einer gemeinsamen Aktion, Postwertzeichen mit jeweils eigenen Motiven zum Thema Lindauer Bote herauszugeben. Aber nur in Deutschland ist der Ausgabeanlass der Tag der Briefmarke.

 

Man kann des Öfteren lesen, dass der Lindauer Bote ab 1322 verkehrte, aber das ist falsch; der genaue Beginn liegt vielmehr im Dunkeln. Werner Dobras, der frühere Lindauer Stadtarchivar und Kreisheimatpfleger, schreibt, dass sich die einstmals, etwa zu Beginn des 14. Jahrhunderts, nur sporadisch bediente Strecke schließlich zu einem festen Kurs entwickelte. Das war, wie er nachvollziehbar darlegt, zur Zeit der Regentschaft Karls V.  (1519-1556), Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, sicher der Fall. Gegen Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts waren also Lindauer Boten sehr wahrscheinlich einigermaßen regelmäßig auf dem beschwerlichen Weg nach Mailand unterwegs. Personen wurden verstärkt am Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts mitgenommen, sie ritten anfangs auf Pferden mit, wurden später in der Ebene auf mit Leinwand überdachten Gepäck-Karren (Fourgons, die in der Lindauer Gegend Lannenwagen hießen,) platziert und gingen bergauf über die Alpen zu Fuß. Wenn dafür Saumtiere zur Verfügung standen, konnten die Gäste den Berg hinauf auch kurze Strecken reiten.

 

(Der bei bedeutsamen kulturgeschichtlichen Gelegenheiten unvermeidliche) Johann Wolfgang von Goethe bediente sich der Führung des Lindauer Boten über die Alpen im Mai 1788 bei der Rückkehr von seiner Italienreise nach Deutschland. Er begann seine Reise gemeinsam mit dem Musiker Phillip Christoph Kayser in Mailand am 28. Mai 1788 und die beiden waren fünf Tage danach, am 3. Juni, am Ziel. Dem Lindauer Boten zahlten sie, wie im Tarif für die ganze Strecke Mailand-Lindau festgelegt, 61 Gulden pro Person, für beide also 122 Gulden. In diesem Preis war alles inbegriffen: Beförderung, Kost und Logis. Ein sehr bescheidenes Trinkgeld in Höhe von einem Gulden und 12 Kreuzern haben die Herren auch noch gegeben. Ein Bündner Gulden zählte 60 Kreuzer. Ein Pferd kostete um diese Zeit 33 Gulden, ein Tagelöhner wurde mit 15 Kreuzern pro Tag abgefunden.und ein Pfund Salz kostete 10 Kreuzer.

 

Reisende vertrauten sich gerne den Lindauer Boten an, weil sie alleine den Weg für die Alpenüberquerung nicht gefunden hätten.

 

Lindau und Mailand waren in ihren Großräumen jeweils Handelszentren und Umschlagplätze an den Kreuzungspunkten von Verkehrswegen und wurden so Ausgangspunkte für die Transporte über die Alpen. Lindau war Start und Ziel von Verkehr aus Bayern, Franken und den umliegenden schwäbischen Gebieten und Durchgangsstation für viele andere bedeutende Kurse, etwa die von St. Gallen kommenden Nürnberger Ordinari. Die Lindauer Kaufmannschaft, von der freien Reichsstadt protegiert, und die außerordentlich einflussreiche Mailänder Handelskammer organisierten den Transportdienst; die Lindauer Kaufleute schlugen die Boten vor, die Mailänder Handelskammer verpflichtete sie.

 

Was aus Mailand nach Norden an Gütern transportiert worden ist, wird in der Literatur häufiger dokumentiert als der Warenfluss auf umgekehrtem Wege: Luxusgüter wie Seide, Goldborten und Goldfäden sowie aus  ihnen hergestellte Bekleidung, exotische Früchte wie Mandeln, Pistazien und Pomeranzen, aber auch Waffen und Rüstungen, Arm- und Beinschienen beispielsweise. Von Lindau aus wurden einfachere Stoffe in Richtung Lombardei geschickt: Leinen, Barchent, Zwillich. Begehrt waren in Italien auch Wolle, Leder, Felle und Pelze sowie Kupfer, Silber und Zinn. Auf dem Wege nach Mailand wurden Orte von Lindau aus daneben mit Salz (aus Bayern und Tirol) versorgt, weil Meersalz weniger goutiert worden ist, auch mit Getreide und Wein. Viel spricht freilich für die Darstellung, dass es im Grunde nichts gab, was nicht transportiert worden ist, wenn es in kleinen Verpackungseinheiten auf Saumtieren befördert werden konnte.

 

Das Ende des Lindauer Boten auf der Strecke nach Mailand kam ziemlich sicher im Herbst 1826, das ist hieb- und stichfest belegt. In seiner wechselvollen Geschichte in dieser Zeit war nicht nur der Startpunkt zu Lande in Vorarlberg dauernd, sondern auch das Ziel Mailand über lange Zeiträume ein Teil des (spanischen und österreichischen) Habsburger Reiches. Der Wiener Hofkammer lag daran, die Post unter ihren Einfluss zu bringen - Post zu transportieren und zu überwachen war von Anfang an eine politische Machtfrage. Das führte vor allem in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu ständigen Unterbrechungen des Botenverkehrs, was die dem Lindauer Boten eigentlich wohlgesonnenen Bündner dazu brachte, eigene Postanstalten zu entwickeln. Beeinträchtigt durch zahlreiche Kriege, zuletzt die napoleonischen, und behindert durch die ständigen habsburgischen Interventionen waren die Boten schließlich auch finanziell kaum mehr in der Lage, ihre Dienste zwischen Lindau und Mailand aufrechtzuhalten, vor allem auch, weil der Warentransport zunehmend zurückging. Im September 1826 stellte der Bote seine Fahrten nach Italien ein. Am 9. Oktober 1826 wurden die Postwagenfahrten von Amts wegen eingestellt.

 

Gleichwohl hat der Lindauer Bote seine Dienste in die Lombardei länger versehen als die Boten anderer Städte. Dass sich der Lindauer Bote bis zum Ende des Alten Reiches und darüber hinaus halten konnte, führt der Lindauer Stadtarchivar, Heiner Stauder, an erster Stelle darauf zurück, dass der längste Teil seines Weges von Lindau in die Lombardei durch den Freistaat der Drei Bünde führte und dass er gleichsam als Post dieses reichsunabhängigen Gebietes fungierte. Stauder weiter: "Graubünden, das damals noch nicht zur Eidgenossenschaft zählte, hätte niemals zugelassen, dass die Thurn- und Taxis-Post diese Aufgabe übernommen hätte, fungierte sie doch quasi als Reichspost, als kaiserliche Post."

 

Das Ende des Kurses Lindau-Mailand war aber nicht zugleich das Ende des Stadtpostboten "Lindauer Bote" auf anderen Kursen. Nach Augsburg zum Beispiel: In einem Verzeichnis der Verstorbenen in Augsburg für das Jahr 1832 ist am 29. März der Tod des sechs Wochen alten Sohnes von "Johann Billing, Lindauer Bote" eingetragen. Und "Der Bayerische Volksfreund" vom 16. Juni 1841 meldete als auswärtig Gestorbenen in Augsburg "Joh. Billing, Lindauer-Bote, 71 J. alt.". Da hat es also Lindauer Boten nach Augsburg noch gegeben. Womöglich haben sie da aber nur noch kleinere Warenmengen befördert - Lindauer Seewein beispielsweise, der in ihrem Lädchen am Augsburger Fischmarkt bestellt worden war.

 

Der Lindauer Bote hatte sich der Boten-Ordnung der Stadt zu unterwerfen und wurde von ihr unter Eid verpflichtet. Dafür bot ihm die Reichsstadt Geleitschutz. Zu erkennen war das in den damaligen Zeiten für jedermann daran, dass er einen Mantel in den Farben der Stadt (grün und weiß), ein metallenes Brustschild mit dem Wappen der Stadt und einen Spieß trug. Darstellungen des Lindauer Boten sind nicht überliefert, aber das Bild aus Zug in der Schweiz dürfte dem des Lindauer Boten recht nahe kommen. Denn so sah auch in anderen Städten der Gegend die "Dienstkleidung" der Boten aus,

 

Das waren die Etappen des langen Weges der Lindauer Boten von Lindau über Vorarlberg, Liechtenstein und Graubünden in die Lombardei nach Mailand:

 

Montag Lindau-Feldkirch


Die Reise begann am Montag um die Mittagszeit, nach der Ankunft mehrerer Städtekurse der kaiserlichen Post, die zwei Mal in der Woche in der Freien Reichsstadt Lindau ankamen; von ihnen wurde Post zur Weiterbeförderung übernommen. Post, Waren und Personen wurden an Bord von Segnern oder Lädinen - zweier damaliger Lastschiffs-Typen - gebracht zur Überfahrt über den Bodensee nach Fußach, die zwei Stunden dauerte. In Fußach wurde auf Pferde und im späten 18. Jahrhundert auch auf Wagen umgeladen für die fünfstündige Fahrt zum ersten Nachtquartier nach Feldkirch.

 

Im heutigen Deutschland waren Schiffe die einzigen eingesetzten Transportmittel. Die Strecke führte in einer zweistündigen Fahrt über den Bodensee von Lindau ins vorarlbergische Fußach. Für den Fracht-Transport wurden dabei vornehmlich Lädinen genutzt. Bei Wind sorgte ein Rahsegel für die Fahrt, bei Flaute wurde gerudert oder - immer am Ufer entlang - gestakt, was der flache Schiffsboden ermöglichte, der freilich bei frischem Wind das Kreuzen unmöglich machte. Für den Transport von Personen wurden die kleinen und wendigeren Segner bevorzugt.

 

Dienstag Feldkirch-Chur


Am Dienstagmorgen ging es von Feldkirch aus durch Liechtenstein über Balzers und den Luziensteig nach Maienfeld und von da weiter bis Chur, wo zum zweiten Mal übernachtet worden ist. Bis zum Jahr 1817, als im liechtensteinischen Balzers eine k. und k. österreichische Post eröffnet wurde, hatte es auf dem Gebiet des späteren Fürstentums Liechtenstein keinen anderen Postverkehr als den des Lindauer Boten gegeben.

 

Die Strecke von Lindau nach Chur musste vom April 1771 bis zum Jahresende 1773 umorganisiert werden. Nachdem 1771 in Bregenz ein österreichisches Postamt errichtet worden war, ordnete der dortige Postbeamte an, dass der Lindauer Bote seine Post in Bregenz abzuliefern habe, sie nicht mehr selbst weiterbefördern dürfe. Die Stadt Lindau umging diese Anordnung, indem sie den Kurs des Boten änderte. Von da an fuhren die Schiffe nicht mehr ins vorarlbergische Fußach sondern ins schweizerische Rheineck und die Boten ritten linksrheinisch weiter auf Liechtensteiner und Schweizer Gebiet über Ragaz nach Chur. Als durch einen Vertrag der Wiener Hofkammer mit den Lindauer und Mailänder Kaufmannschaften die alten Verhältnisse zum 1. Januar 1774 wieder in Kraft gesetzt wurden, überlebten die Botenläufe zwischen Feldkirch und Chur, die von den Churer Zünften als Ersatz für den zeitweilig ausgefallenen Lindauer Boten eingerichtet worden waren, gleichwohl. Der rege Handel zwischen beiden Regionen verlangte mehr Postbeförderung als das eine Mal in der Woche der Lindauer. Der Churer Bote war auf dieser Strecke auch weiterhin Konkurrent des Lindauer Boten.

 

Mittwoch Chur-Via Mala-Splügen


Am Mittwochmorgen führte die Reise zunächst von Chur nach Thusis, am Eingang der Via Mala gelegen. Dort war Endstation für die Wagen. Post und Waren wurden auf Saumpferde umgepackt, Reisende wanderten teils zu Fuß, teils sattelten sie streckenweise auf die besonders trittsicheren Bündner Pferde um. Nur völlig schwindelfreie Tiere und Menschen kamen durch die Via Mala. Im Dorf Splügen war die dritte Nachtherberge. Bis zum Bau der Splügenstraße ab 1820 ist auf der 1473 als Pfad eingerichteten Via Mala nur gesäumt worden.

 

Donnerstag Splügen-Chiavenna


Um 2 Uhr morgens war Aufbruch in Splügen. So früh brach man auf, um den später am Tag drohenden Lawinen oder den Felsstürzen des brüchigen Schiefer-Gesteins auszuweichen. Meist gab es dann auf der Splügenpass-Höhe (2.115 Meter) eine Erholungspause. Denn danach galt es erneut eine gefährliche Wegstrecke im St. Jakobstal zu überwinden: die Kardinell-Schlucht. Um die Mittagszeit kam der Säumerzug in Campodolcino an. Dort wurden wieder Wagen beladen. Nach drei Stunden war Chiavenna erreicht, wo übernachtet wurde. Chiavenna - Cleven - war von 1512 bis 1797 Untertanengebiet des Freistaates der Drei Bünde, dessen Nachfolger der heutige Schweizer Kanton Graubünden ist.

 

Der Splügenpass ist heutzutage von November bis Mai gesperrt. Auf seiner Passhöhe, die 2115 m hoch ist, liegen im Winter bis zu 6 m Schnee. Der Lindauer Bote aber verkehrte das ganze Jahr, auch im tiefsten Winter. Über die Organisation und Arbeitsweise der Präparation der Wegstrecken berichtet Enrico Giacometti. Wenn winters über den Splügenpass gelegentlich doch kein Durchkommen war, wurde - wenngleich selten - von Chur aus die Route über Disentis, den Lukmanierpass, Bellinzona und Chiasso nach Como genommen.

 

Freitag/Samstag Chiavenna-Como-Mailand


Von Chiavenna aus ging es durch das Tal der Mera nach Novate am Comer See. Von dort dauerte die Fahrt über den See nach Como zwischen 20 und 24 Stunden. Noch länger dauerte es, wenn einer der regionalen Winde heftig blies: Breva und Menaggino aus dem Süden und Tivano und Ventone aus dem Norden sorgten oft genug für Wellengänge, die das Auslaufen von Schiffen unmöglich machten. Dann nahm der Lindauer Bote den Weg zu Lande, auf dem er freilich länger unterwegs war als auf dem Wasser. Wenn die Einwohner der Gegend das ungestüme Wetter einander berichteten und das Bedrohliche daran charakterisieren wollten, erzählten sie sich, dem Lindauer Boten sei es heut nicht gelungen auszulaufen und übern See  zu fahren, sondern er habe den Weg zu Lande nehmen müssen. 

 

Nach dem Abendessen in Como wurden Post und Waren in Wagen geladen, die Reisenden bestiegen Pferde. Nach etwa sieben Stunden Nachtritt trafen die Boten mit Post, Waren und Reisenden am Sonntagfrüh in Mailand ein. Die "Osteria dei Tre Re" war das Standquartier der "Corriere di Lindà²".

 

Der Gasthof zu den Dreikönigen, nahe dem Mailänder Dom gelegen, war ein Treffpunkt von Händlern und Reisenden aus vielen Ländern. In zeitgenössischen Berichten wird er von Weitgereisten als einer der besten und gemütlichsten - architektonisch überdies wohlgestalten - Gasthöfe in Europa beschrieben, auch wenn sich seine Gäste über die karge Möblierung, die dreckigen Betten und das Chaos beklagten, das die rund 200 Gäste verursachten. Die Wirtschaft war vermutlich von 1556 bis zum 8. November 1730 Poststation für die Post zwischen Mailand und Lindau. Die Lindauer Boten bezogen ein festes Zimmerchen in der Osteria und hatten an den beiden Aufenthaltstagen alle Hände und Beine voll zu tun, um ihre Arbeiten zu erledigen.

 

Am Mittwoch begann die Rückreise auf der entgegengesetzten Route. Postkutschen benutzte der Lindauer Bote nicht. Signalhörner blies er auch nicht.

 

Der Erscheinungstag der Briefmarke zum Lindauer Boten ist in Deutschland Montag, der 1. September 2014. Am Sonnabend, dem 27. September 2014 wird in Lindau von 9 bis 18 Uhr ein Sonderpostamt geöffnet haben, und zwar in einem Postzelt auf dem Bismarckplatz vor dem Alten Rathaus, und es wird einiges an Ereignissen organisiert. So findet beispielsweise auch die Markenübergabe, morgens um zehn Uhr, im Großen Saal des Lindauer Alten Rathauses statt. Der BDPh und der Ansichtskarten- und Briefmarkensammlerverein Lindau werden mit Informationsständen vor Ort sein. 

 

Sonderpostämter wird es aus Anlass des Erscheinens der Postwertzeichen mit dem Motiv des Lindauer Boten rund um den Bodensee auch in Vorarlberg (Fußach), Liechtenstein (Balzers) und Graubünden (Chur) geben, und zwar in der Regel am 27. September 2014 von 9-18 Uhr, in Balzers schon ab 7.30 Uhr und in Chur von 8-17 Uhr. Vorsicht: Anders als noch in der Lupe, 3-2014, angekündigt, befindet sich das Sonderpostamt im Calvensaal, Ottostr. 24, Eingang Calvenweg. An allen vier Orten werden auf den Anlass bezogene Cachets - nur an diesem Tag - zusätzlich gestempelt, die offenbar von den Postverwaltungen veranlasst werden, was ungewöhnlich ist. Die Cachet-Farben: Deutschland schwarz, Liechtenstein blau, Österreich grün und Schweiz rot. 

 

Der Erscheinungstag des Postwertzeichens ist für Österreich der 27. September, für Liechtenstein der 1. September und für die Schweiz der 4. September.

 

Der Bund Deutscher Philatelisten bietet aus Anlass der Veranstaltungen in Lindau und den anderen Orten am 27. September 2014 eine Reise an. über die ein Prospekt informiert. Die Reise ist inzwischen ausgebucht.

 

Die Philatelie Liechtenstein informiert auf ihrer Website über ihr Angebot zum Anlass Lindauer Bote. darunter den Markenblock, die Stempel, das Sonderpostamt, die Öffnungszeiten einer Sonderausstellung und über ein Reiseangebot zu allen Veranstaltungsorten in den vier beteiligten Ländern. All das ist in einem Flugblatt nachzulesen. In der Sonderausstellung in Balzers ist in vier Rahmen ein Auszug aus dem Exponat von Ernst Jenny (Wallisellen, Schweiz) zum Lindauer Boten zu sehen.

 

Der rührige Philatelieclub Montfort - Rankweil und Dornbirn vermeldet auf seinen Seiten im Internet, was aus Anlass der Aktion zum Lindauer Boten in Österreich und unter seiner Regie in Fußach angeboten wird. Die österreichische Post sponsert eine Busfahrt mit Start in Feldkirch (Katzenturm) über Rankweil, Götzis, Hohenems, Dornbirn, Lauterach und Bregenz nach Lindau.

 

Die Veranstaltung in der Schweiz findet ebenfalls am 27. September, und zwar nicht wie ursprünglich angekündigt in der Poststelle 7000 Chur 1 in der Gürtelstr. 14 statt, sondern im Calvensaal, in der Ottostr. 24, Eingang Calvenweg. Dort wird von 8-17 Uhr das Postbüro mit Sondermarke und Sonderstempel zu finden sein und auch eine kleine philatelistische Ausstellung mit Bezug zum Lindauer Boten, einem Exponat von Kurt Kimmel (Küssnacht am Rigi). Vom Busbahnhof startet um 7.30 Uhr eine Busfahrt zu den übrigen Veranstaltungsorten, beginnend mit der ersten Station bei der Lindauer Markenübergabe. Ausführliche Informationen sind im Kundenmagazin der Schweizer Post, "Die Lupe", Heft 3/2014 (S. 22-24, 31) zu finden. Ab 17 Uhr bis 18 Uhr gibt es bei einem Apéro Autogramme des Marken-Entwerfers Beat Leuenberger. Der Philatelistenverein Raetia Chur unterstützt diesen Anlass mit einer Ausstellung zu dem Thema Fussacher Route und Postwege von Chur nach Mailand. Bei Interesse gibt es persönliche Führungen durch die Ausstellung. Der Eintritt ist frei und Interessierte sind herzlich eingeladen. Für das leibliche Wohl ist gesorgt.

 

Das Motiv der deutschen Marke (60 Cent) wird eine vierspännige Postkutsche sein, die Schweizer Marke (1,40 SFr) ziert ebenfalls eine Postkutsche, daneben, am Rande, ein verallgemeinerter (einfacher) Streckenplan. Der Liechtensteiner Block mit mehreren Marken und Zierfeldern zeigt Detail-Motive des Transportgeschäftes des Boten. Die Marke der österreichischen Post wird eine historische Karte zeigen, auf der der Kurs des Lindauer Boten rot eingezeichnet ist.

 

Der Lindauer Bote ist nicht mit einer Kutsche gefahren, Gepäck-Wagen, auf denen gelegentlich auch Reisende platziert worden sind, wurden nur auf kurzen Strecken eingesetzt; er war ein reitender Bote, die Alpen hinauf oft Fußbote. Die ersten Kutschen wurden nach dem Bau der Splügenpassstraße als Teil der Unteren Kommerzialstraße nach 1820 eingesetzt, zwar auf der Strecke des Lindauer Boten, aber von der Thurn- und Taxis-Post, denn dem Lindauer  Boten war damals in der nun zum österreichischen Habsburger Reich zählenden Lombardei - von Chiavenna zum Splügen hinauf - der Transport von Waren und Reisenden untersagt worden.

 

Zum Lindauer Boten, der häufig Fußacher Bote genannt wird, gelegentlich auch Mailänder Bote, mehr in einer zum Jahresende 2014 erscheinenden Ausgabe unserer Zeitschrift „Der Bote“. Bis dahin wird dieser am 1. Januar 2014 begonnene Artikel ständig aktualisiert.

 

Eine erste Veröffentlichung ist Ende März 2014 im Heft 1/2014 der Zeitschrift des Philatelisten-Verbandes Berlin-Brandenburg, "berlin-brandenburg philatelie" erschienen. Das Heft kann bei dessen Geschäftsführer bestellt werden: Frank Hindenburg, Attilastr. 180, 12105 Berlin; info(at)vbphv.de und nach Überweisung von 2,50 € mit dem Verwendungszweck "1/2014" auf das Konto des Verbandes

DE13 1005 0000 1030 0046 99

 

Im Magazin des Bundes Deutscher Philatelisten, "philatelie" 445 vom Juli 2014, S. 41-45, ist ein erster Teil dieses Aufsatzes erschienen:  Horst Schmollinger: Der Lindauer Bote. Motiv zum Tag der Briefmarke in Deutschland 2014 (I). Der zweite Teil wurde in der "philatelie" 446 vom August 2014, S. 24-27, veröffentlicht.

 

Am 26. Dezember 2014 ist Der Bote 56 erschienen. In ihm ist - um einige Abbildungen ergänzt - ein Nachdruck des Aufsatzes über den Lindauer Boten enthalten, der zuerst in der Zeitschrift Postgeschichte der Schweizerischen Vereinigung für Postgeschichte veröffentlicht worden ist.

 

[Werner Dobras: Der Mailänder oder Lindauer Bote - eine zuverlässige Transporteinrichtung zwischen Lindau und der Lombardei; in Bündner Monatsblatt H. 5/1989, S. 339 - 355.]

[Quelle für die Streckenschilderung: Heidi und Paul Senger-Weiss (Hrsg.): Das WeissBuch³; Wien 2010, S. 48 f.]

 Auswahl aus der benutzten Literatur

Stand: 26. Dezember 2014

Hinweise sind willkommen: info(at)tag-der-briefmarke.org

Horst Schmollinger

Der Kurs des Lindauer Boten

Postkutsche der k. u. k. österreichischen Post am Ende des Lindauer Boten

Lastschiff Lädine - Rekonstruktion

Nachhut eines Säumerzuges

Lädine vor der Lindauer Jakobskirche

Ein Bote aus Zug in der Schweiz

Der Mailänder Gasthof zu den drei Königen

Karte der Strecke Lindau-Mailand und ihrer Abzweigungen

Via Mala von Goethe am
1. Juni 1788 gezeichnet

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